London ruft! – 3 – Queenborough – London

15.08.2022

Ein etwas überstürzter Start in den Tag, weil zwei Boote neben uns schon um 7:00 Uhr losgefahren sind. Aber nach einem kurzen Plausch mit unserem netten Stegnachbarn, sind wir bei unserer ursprünglichen Abfahrtszeit, 8:30 Uhr, geblieben. 

Mit dem letzten ablaufenden Wasser legen wir ab. Als wir vom Fahrwasser Medway nach Backbord, Richtung Themse steuern, haben wir noch etwas Gegenstrom. Etwa eine Stunde später kippt der Strom und schiebt uns jetzt Richtung London. Die Abfahrtszeit passte also ganz genau.

Wir fahren unter Motor, da der Wind wie vorhergesagt, aus West kommt und somit genau auf die Nase weht. Die Fahrt auf der Themse ist recht angenehm – einige Frachter kommen uns entgegen. Viel Industrie prägt das Bild. Wir freuen uns wie Bolle auf unseren Landfall in London. Einige Segler, die wir gestern und heute getroffen haben, werden wir in St. Katherine Docks wiedersehen. Eine Segler-Community auf Zeit.

Wir folgen dem Verlauf der Themse und queren das Fahrwasser bei Lower Hope, um auf die rechte Fahrwasser Seite zu wechseln. Bei der Einfahrt in die Themse ist es für Sportboote vorgeschrieben, auf der südlichen Seite der Themse zu fahren, um dem großen Containerterminal nicht in die Quere zu kommen.

An Bord herrscht eine ganz tolle Stimmung. Wir haben Glück mit dem Wetter. Es ist warm und die Themse glitzert im Sonnenschein. Robben sonnen sich am Ufer.

Vorbei am Thurrock Yacht Club erreichen wir die Queen Elisabeth II – Bridge.  Ein erster markanter Wegpunkt. Durch die 53 Meter hohe Brücke passen wir locker durch. Schön, mal nicht das Gefühl zu haben, dass der Mast jeden Moment an der Brücke kratzt.

Immer wieder passieren wir Frachter-Terminals, einige davon sind nicht mehr in Betrieb. 

Bei Margaret Ness sehen wir zum ersten Mal die Skyline von London. Hier beginnt die Thames-Barrier-Control-Zone. Christina funkt London VTS, Kanal 14, an, um die Erlaubnis einzuholen das Thames-Barrier zu passieren. Wir sollen durch das Tor „F“ fahren.

Nach der nächsten Biegung kommt das Thames-Barrier in Sicht. Leuchtend grüne Pfeile zeigen uns die Durchfahrt an und mit grosser Spannung passieren wir dieses berühmte Bauwerk.

Ab hier verdichten sich die Gebäude, wir sind in der Stadt. Das Wasser wird kabbeliger und der Schiffsverkehr nimmt zu. 

Das nächste markante Gebäude ist der Millennium Dome. Kurz danach passieren wir den Null-Meridian. 

Die Spannung steigt. Die Gebäude am Ufer werden immer höher. Hier herrscht ein reger Betrieb von Fähren, Sportbooten und Uber-Booten – die Themse kocht.

Dann der große Moment. Ein unbeschreibliches Gefühl, die letzte Biegung zu passieren und dann die Tower Bridge zu sehen. Ein unglaubliches Glücksgefühl macht sich bei uns beiden breit und nahezu gleichzeitig strahlen wir uns an und schreien fast: „da, da ist sie!“ Endlich! Christinas langgehegter Traum ist jetzt in Erfüllung gegangen – einmal mit dem Segelboot die Themse hoch bis London segeln. 

Auf einmal geht alles sehr schnell, irgendwie kommen wir gar nicht richtig dazu, diesen langersehnten Augenblick in vollen Zügen zu genießen. Und dennoch: unvergeßlich. 

Wir funken St.-Katharine Docks an, wo wir im Vorfeld einen Liegeplatz gebucht haben, und melden uns an. Da wir mega gut in der vereinbarten Zeit sind, wird die Schleuse direkt für uns geöffnet und kurz darauf können wir einfahren. Sofort ist jemand da, der unsere Leinen annimmt und uns willkommen heißt. Jeder, der schon einmal dort hineingefahren ist, kennt dies. Während des Schleusenvorgangs geht Christina an Land ins Harbour Office, dort gibt es den genauen Liegeplatz und die Hafenmappe mit allen wichtigen Infos. Zurück an Bord ist das Schleusen bald beendet, die Brücke zum Hafen öffnet sich und wir steuern unseren Liegeplatz an. Hinten rechts in der Ecke, sehr idyllisch unterhalb der Restaurant- und Cafémeile gelegen mit Blick auf das Dickens Inn. Alles perfekt, besser geht es kaum. Nachdem Bolero gut vertäut ist, sitzen wir erst mal an Deck und genießen die Ankunft, den Ausblick und ein Anlegebier. Jetzt fließen doch ein paar Glückstränchen bei Christina – so oft daran gedacht und jetzt einfach gemacht: auf eigenem Kiel die Themse hoch bis London und dann in die St.-Katharine-Docks… Einfach grandios!

1 Gedanke zu „London ruft! – 3 – Queenborough – London“

  1. Moin Edgar, jetzt habe ich die Weihnachtstage genutzt, um endlich mal euren schönen Reisebericht nach GB zu lesen. Schöne Tour und feines Wetter, auch wenn es hin und wieder mal am Wind mangelt. Ich freue mich schon auf den Rest des Berichtes.
    Gruß Klaus

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