Bokkenrijders Race / Tocht

Unser zweiter Anlauf beim Bokkenrijders Race / Tocht.

2019 sind wir noch mit unserem vorherigen Boot, der Sinne, angetreten. Wir haben damals das Race nach ca. 5 Std. abgebrochen. Für die Sinne hatten wir zu starken Wind und Seegang. Außerdem war ich nach kurzer Zeit, wegen überkommender Wellen, schon durch und durch nass.

Dieses Mal, mit der Bolero, sollte es ganz anders laufen. Dieses Mal sind wir auch schon 2 Tage früher in Colijnsplaat angereist und hatten nach dem Event auch noch einen Tag frei. So war alles viel entspannter als 2019.

Bei der Skipper-Besprechung wurde Lowestoft als Ziel festgelegt. Das war eine super Entscheidung. Laut Wettervorhersage sollen wir sowohl auf der Hin- als auch der Rückreise halben Wind haben.

Das Bokkenrijders-Orgateam hat wieder alles perfekt organisiert. Drei Routen standen zur Auswahl. Für alle drei Routen war ein ausführlicher Passageplan ausgearbeitet. Die Priorität beim Bokkenrijders Race liegt auf:

  1. Sicherheit
  2. Geselligkeit
  3. Regatta segeln

An Christi Himmelfahrt treffen wir uns morgens um 07:00 Uhr vor der Roompot-Schleuse. Wir sind 10 Boote und gehen alle zusammen durch die Schleuse. Für das Race hatten sich nur zwei Boote angemeldet. Da sich das nicht lohnt, wird es abgesagt und alle fahren jetzt als „Tocht“ nach England.

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Mit perfektem Halbwindkurs gehts für uns auf direktem Weg in Richtung Lowestoft los. Auf diesem Kurs müssen wir kein Verkehrstrennungsgebiet queren. Das macht die Sache auch viel entspannter. Die Frachter weichen uns immer rechtzeitig aus. Christina und ich wechseln uns beim steuern ab, legen uns abwechselnd in den Salon zum schlafen und genießen die ruhige Überfahrt. Leider reicht der Wind für Bolero nicht immer aus und wir nehmen zeitweise den Motor zur Unterstützung dazu.

Verrückt, wir fahren 18 Stunden lang den gleichen Kurs und müssen auch niemandem ausweichen. Kurz vorm erreichen des Ziels, mittlerweile in der Nacht, sind wir dann aber mit einem anderen Segler auf Kollisionskurs. Wir sind ausweichpflichtig und passieren das Heck des Seglers.

Die Einfahrt nach Lowestoft gestaltet sich schwieriger als gedacht. Christina funkt Lowestoft Port Control an, um die Erlaubnis zum Einfahren in den Hafen zu bekommen.
Das in der Seekarte eingezeichnete Sektorenfeuer finden wir nicht. Die Einfahrt ist nicht eindeutig auszumachen und die unzähligen Lichter an Land und um die Einfahrt herum irritieren unsere müden Augen. Zu guter Letzt herrscht auch noch eine erhebliche Seitenströmung vor der Einfahrt. Wir tasten uns langsam heran und erreichen Lowestoft gegen  2:30 Uhr. 

Zusammen mit der Crew der Capricorne trinken wir noch ein Anlegebier und verschwinden dann schnell in der Koje.

Am nächsten Tag sind die Strapazen der Nacht vergessen – wir treffen wir uns mit allen Bokkenrijders und erkunden die Gegend. In einem Park kehren wir bei sonnigem Wetter ins Martello Coffee House ein und genießen im Außenbereich Kaltgetränke und Eis.

Anschließend besuchen wir das Lowestoft Maritime Museum. Ein kleines, liebevoll ausgestattetes Museum, dass die Geschichte der Seefahrt von Lowestoft erklärt. Sehr lohnenswert.

Abends treffen wir uns im Royal Norfolk & Suffolk Yacht Club, um zusammen zu essen.

Die meisten bestellen Fish and Chips, was sehr gut und reichhaltig war. Wir hatten das Essen schon am Nachmittag bestellt. So konnte sich die Küche gut vorbereiten. Kurz nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, wurde auch schon das Esser serviert. Das dauerte natürlich eine Weile, war aber perfekt organisiert. 

Wir hatten uns gewundert, dass niemand eine Getränkebestellung aufgenommen hat. Die ersten Getränke kamen auch erst, als der ein oder andere schon fertig gegessen hatte. Das war ziemlich seltsam und hat uns auch nicht ganz so gut gefallen. Vielleicht ist es in England ja auch üblich, erst nach dem essen etwas zu trinken? Obwohl – nee, nicht wirklich…

Nach dem Essen gabs noch eine kurze Skipperbesprechung mit aktuellen Wetterdaten für die Rückfahrt. Safety first.

Am nächsten Morgen haben wir gegen 06:30 Uhr abgelegt. Der Wind hatte schon aufgefrischt. Christina funkt Lowestoft Port Control an, um aus dem Hafen auslaufen zu dürfen.
Draußen erwartet uns schon ein stärkerer Wind. Wir entscheiden uns zu reffen. Im Kanal vor Lowestoft kommt uns noch ein holländischer Dreimaster entgegen, den wir im Auge behalten.

Nachdem wir auf Kurs Richtung Holland waren hatten wir wieder halben Wind. Dieses Mal mit ausreichend Windstärken für Bolero. Im Laufe des Tages sollte der Wind an Stärke noch zunehmen, unsere Windanzeige zeigt in Spitzen 25 Kn an. 

Der Wind macht der Bolero absolut nichts aus. Nur die kurzen, teilweise hohen Wellen waren manchmal unangenehm. Aber immerhin konnten wir auf der Bolero trotzdem unterwegs kochen. Wir haben uns sehr sicher gefühlt.

Als der Wind bis auf 25 Kn angestiegen ist, haben wir das dritte Reff eingebunden. Die Bolero ist dann sehr sicher gefahren, war aber auch nicht mehr so schnell. Im Nachhinein hätte das zweite Reff auch gereicht, doch das sind alles Erfahrungswerte und wir testen ja noch aus und probieren rum, wie wir die einzelnen Segel optimal setzen.

Durch die langsame Fahrt haben wir die Roompotschleuse kurz nach 22:00 Uhr erreicht. Unsere Freunde von der Capricorne und der Alegeria waren eine Stunde vor uns an der Schleuse.

Die Roompot Schleuse wird normalerweise rund um die Uhr bedient. Deshalb war es für uns auch kein Problem später anzukommen. Jedenfalls dachten wir das.

Als wir in den Schleusen-Vorhafen gefahren sind, haben wir Doppelrot gesehen. Die Bedienung der Schleuse wurde wegen Personalmangel um 22:00 Uhr beendet und der nächste Schleusenvorgang findet erst am nächsten Tag um 06:00 Uhr statt.

Glück im Unglück. Wir konnten noch an dem kurzen Wartesteiger festmachen, an dem schon drei Boote lagen. Nach uns sind noch ca. 15 Boote gekommen, die dann alle im Päckchen festgemacht haben.

Unsere Freunde von der Capricorne hatten das gleiche Problem an der Zandkreeksluis. Die Capricorne wollte noch bis ins Veerse Meer durchfahren, durfte dann aber auch vor der Schleuse übernachten.

Wir haben erst mal ausgeschlafen und haben am nächsten Morgen um 09:00 Uhr geschleust.

In Colijnsplaat angekommen, haben wir uns dann mit allen Bokkenrijders zum Mittagessen im Yachtclub getroffen. Der neue Betreiber des Yachtclubs hat für uns ein fantastisches Boeuf Bourguignon kredenzt.

Anschließend gab es dann eine Preisverleihung. Die Preise werden verlost und jeder Bokkenrijders-Teilnehmer gewinnt etwas.

Das war wieder ein perfekt organisiertes Event unseres Club’s in Colijnsplaat und wir freuen uns schon darauf, im nächsten Jahr wieder dabeizusein. ⚓️

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